Camino

Lieber Andreas, liebe interessierten Hundefreunde,

 

Ein Erlebnisaufsatz:

 

Camino (brauner Labrador Rüde) kam mit 16 Wochen über einen Zuchtbetrieb aus der südlichen Nähe Wiens im Okt 2014 zu uns. (2 Mädels, 6 und 8 Jahre, meine Frau und ich beide selbständig).

 

Keine 4 Monate waren seither vergangen – mussten wir unseren treuen schwarzen Labrador (ebenfalls Rüde) nach fast 14 Jahren im Juni 2014 verabschieden. Bis dahin treues Mitglied der Family.

Meine Frau brachte den Hund in die Ehe ein … die Kids, welche den Labi von Baby an mit erlebten durften und – meine Wenigkeit – der sehr schnell „Hundeerfahrung“ sammelte …. daran durchaus Freude gewann …

 

Somit war klar – lange bleiben wir nicht ohne Vierbeiner …

 

Berufliche neue Umstände veränderten den bisherigen Alltag, und es ergab sich ab sofort mehr Home Office – wo schnell klar wurde – da muss ein Hund dazu…

 

Gesagt – getan – schnell war „Camino“ gefunden – süßer Schoko Labi von einem Züchter (quasi fabriksneu – damit ja alles Ok ist …) So wie ich es wollte …. was wir nicht wussten und auch nicht erwarteten – dass dieser kleine – doch schon 16 Wochen alte Welpe – offensichtlich etwas Schlimmes erfahren haben musste und somit ein „Angsthase“ ohne Ende war – was im Welpenalter noch als süß und „das wird schon“ empfunden und abgetan wurde – aber sich die Angst und Unsicherheit zunehmend in Aggressivität, vor allem Männern gegenüber mit Knurren, Bellen und schlussendlich „Stellen“ festsetzte …..

 

Herrlich ! Ein super „ süßer – schöner Labrador – der Menschenfreund schlecht hin – sieht den Mensch als Allgemeinbedrohung….

 

Was tun??

 

Natürlich – Training, Hundeschule, Ärzte in allen erdenklichen Formen – von: – der sieht und riecht schlecht – deswegen hat er Angst – bis zur Empfehlung: Machen sie mit dem Hund eine Rückführung – der hat sicher in seinem vorherigen Leben was nicht verarbeitet … Geht’s noch??? Gut! Jetzt war Schluss! Nach Begleichung der beachtlichen Rechnungen des Hundeaugenarztes (ja sowas gibt es!), war der Endeffekt in Summe durchaus beachtlich, und ich nicht wirklich gescheiter!

 

… war der Hund nach diesen diversen Trainern und Ärzten sarkastisch gesagt bald „doppelt „soviel wert“, wie er beim Züchter gekostet hatte …. Aber das ist reine Theorie – denn wer will einen so großen, angsteinflößenden Hund, der alle fremden Personen verbellt – Somit der „Wert“ eher auf 0 gesunken … und Hund und Herrl verzweifelt und noch demotivierter… Abgesehen davon – hergeben? No way! das kann ich den Kids nicht antun – die lieben ihn! Ich war allerdings nicht nur einmal knapp davor ….

 

Effekt war – dass er (leider) immer weniger am Gesellschaftsleben teilnehmen durfte (Rudeltier…) da die Kraft auf beiden Seiten am Ende war und man sich den unausweichlichen Situationen nicht mehr stellen wollte / konnte…

 

Bis zu dem Tag wo ich den Entschluss fasste – der Ursache auf den Grund zu gehen und den Züchter (nach 2 Jahren) damit zu konfrontieren, was dem Hund widerfahren sein muss, bevor er zu uns kam – es war eine 50/50 Chance, hier Antworten zu bekommen…

 

Und siehe da, plötzlich öffneten sich die Tore, der Züchter war durchaus daran interessiert zu helfen, obgleich es keine Ursache gab … aber den Willen, den Hund wieder auf Vordermann zu bringen, und mir das Angebot eines „ Trainers“ gemacht wurde …

 

Verständliche anfängliche Skepsis (Hurra wieder ein Trainer..) wurde nach dem ersten Treffen und Telefonaten mit Züchter und Trainer nach einer Nachdenkphase zerstreut, Camino 1 Woche lang zu ihm in eine fremde Umgebung zu geben ( Wien, keine Wiese , keine Felder , U Bahn, Einkaufscenter, Lokale und viele, viele dunkle Gestalten… ) und das NUR mit dem „Trainer“ alleine die ganze Woche lang – ich dachte mir nur : Gut, wenn das nicht klappt, und der Hund noch gestörter zurück kommt, hab ICH ein Problem mit der Family – denn die waren anfangs von der Idee nicht begeistert…..

 

Die Übergabe war verbunden mit einer langen gemeinsamen Gassi-Kennenlernrunde, sehr angenehm, und ich hatte ein gutes Gefühl, Camino einem „fremden“ Mann zu überlassen …

Reger Austausch und Berichterstattung, sowie ein Besuch Mitte der Woche, ließen mich positiv umdenken – da war wirklich was passiert – Camino fährt  U-Bahn – schaut interessiert, weicht nicht schreckhaft zurück etc. – offensichtlich gab ihm der Trainer – Andreas Klement – allein durch seine präzisen Befehle und seine Selbstsicherheit das nötige Vertrauen – das der Schüchti braucht! Gut, wieder leichte Skepsis: Ich bin kein Trainer – der Hund macht das bei mir sicher nicht ….

 

Gespräche, Demonstrationen mit Camino durch bewusst herbei geführte Stresssituationen, und die Fähigkeit, das mir leicht verständlich zu vermitteln, wie ich in solchen Situationen umgehen soll, bestärkten mich!

 

Die Woche ging schnell zu Ende und die Übergabe und Bewährungsprobe vor der Family stand bevor …

 

Auch hier wieder anfängliche Unsicherheit meinerseits und leichte Skepsis der Family, aber sie merkten gleich, welch enges Band zwischen Camino und Andreas entstanden war…

 

Der Tipp von Andreas, Camino in freier Wildbahn den Beißkorb umzuschnallen, war genial! (Man(n) muss fairer weise dazu sagen, den Vorschlag hatte meine Frau schon 1 Jahr zuvor… was ich aber nur halbherzig umsetzte…)

 

Aber sie kennen das: Manchmal braucht‘s den Anstoß von“ Außen“…

 

Der Beißkorb – nicht weil Camino beißen würde – nie und nimmer – sondern, weil ein großer bellender knurrender Hund durchaus zurecht als Bedrohung angesehen wird – und mit dem Beißkorb erstens Rechtssicherheit besteht, und ich mich dadurch auch entspannter fühle – und genau darum geht es – der Hund braucht einen souveränen bestimmten Rudelführer (Alpha) – vor allem, wenn er ein Niedrigenergie Hund ist…

 

Conclusio: Andreas Klement hat es mit seiner ehrlichen, freundlichen und souveränen Art geschafft, die Wechselwirkung zwischen Aktion und RE-Aktion wieder mehr vor Augen zu führen, und er schreibt nicht umsonst auf seiner Seite, dass er „der letzte“ Trainer ist … weil man keinen weiteren braucht …. 🙂

 

Es wurde mir klar, dass in diesem offenen „Gewerbe“ offensichtlich viel, sehr viel Geld mit „uns Hundebesitzern“ zu verdienen ist, und ein nicht nachhaltiges Ergebnis schnell zurück gewiesen wird, um einen weiteren Kurs zu buchen (…). Der markante Unterschied, den ich erfahren durfte – Andreas Klement – befasst sich in erster Linie wirklich mit dem anderen Ende der Leine – dem Hundehalter – denn es ist so – hier liegen die Lösungen … egal was der Hund vorher erlebt hat – Hund lebt im JETZT – wir „recallen“ immer die Vergangenheit – welche uns bei den Lösungen mit Hunden nur im Weg steht …

 

Camino ist wieder in unserem Familienbund und ich habe nun die Kraft und Motivation, seine Angst – welche natürlich noch immer da ist – ( er ist quasi Rekonvaleszent) weiter zu entkräften, ihm sein Alpha zu sein und ihm ein lustiges, hundewürdiges Leben zu ermöglichen – PS: und er ist ab sofort überall mit wo möglich !!

 

Ich kann allen Hundebesitzern diesen „Trainer“ nur ernsthaft empfehlen! Er ist eine angenehme Bereicherung für beide Enden der Leine.

 

Peter Stoidl & Camino